|
Lovecraft & die Grundlagen von 'AeonIkon' |
![]() |
|
...zur ersten Printausgabe von AeonIkon Als Einführung zur ersten Nummer dieses Magazins möchte ich mich mit einigen Sätzen einer Erzählung von H.P.Lovecraft „The Silver Key“ beschäftigen, die unser Anliegen trefflich illustrieren. Ich werde zu den einzelnen Abschnitten keine direkte Übersetzung liefern, um die Schönheit der Sprache nicht zu stören. Für alle die des Englischen nicht ausreichend mächtig sind, werde ich aber die Essentialia im Text zusammenfassen. [I] Jeder Mensch durchläuft diesen Weg: die Freiheit, die wir als Kinder
noch besaßen, wird nach und nach graduell verdrängt durch ein
strenges Korsett an Regeln und Gesetzen, die von der Gesellschaft aufgestellt
werden. Und die Gesellschaft ist verantwortlich vor allem für die
moralische Bewertung der Ansichten: was im Kollektiv als wahr gelten soll,
ist das Richtige, alles andere ist unwahr. Gerade die Träume und
Phantasien des Einzelnen, die nicht ins Bild der Gesamtheit passen; die
zu radikal oder zu fortschrittlich sind für die Massen, werden als
Irrsinn oder Spinnerei abgetan. Viele, die glauben wir lebten in Freiheit,
sehen gar nicht, wie sehr wir in einem Kollektivismus befangen sind, in
dem alle Wahrheiten und Werte von oben diktiert werden. [II] Schließlich die Bildung hin zum Erwachsenwerden, da alles Träumen
als Schwäche und als Unreife hingestellt wird von den vertrockneten
Alten, deren Phantasie mit ihrer tiefen Verkrampfung verschwand. Eine
Zeit, in der die staatliche Institution Schule dem jungen Geist jene globalen
Wahrheiten einimpfen will, alle unter dem neuen Götzenbild ‚Wissenschaft’
als Dogmen statuiert, die nicht diskutiert und nicht bezweifelt werden
dürfen. Mehr noch an den Universitäten, die allesamt nichts
sind, als Tempel des neuen Götzen, und die Weltordnung der einen
Wahrheit verkörpern, die immer Lüge bleiben muß! [III] Dem Menschen auf wahrhafter spirituell-mystischer Suche, der auf diesem Wege die Pfade der Religionen kreuzt, muss ein jedes dieser starren Systeme anwidern. Der Freidenker mag die dunkle Schönheit des Mystischen zwar schätzen, nicht jedoch seine überkommenen Dogmen, die den absoluten Glauben an ihre Wahrheit einfordern. Denn der wahrhaftig spirituell Suchende wird früher oder später zum mystischen Freigeist – zum ‘Heiden’ aus der Sicht der Religionsfanatiker – werden, angezogen von der völligen Unabhängigkeit der Erkenntnis im eigenen Erleben, im Sinne der Gnosis. Dagegen macht das Christentum, wie jede institutionalisierte Religion, den Menschen abhängig und schwach, verbietet ihm eigenes Fortdenken und setzt ihm eine fertige Dogmatik vor, wie einen Schweinetrog. Dies aber ist unvereinbar mit einem Bild vom freiverantwortlichen Menschen! So muss ein jeder frei Denkende sich schließlich lösen von der autoritären Religion und andere Wege der Erkenntnis suchen. [IV] Auf der anderen Seite ist der neuzeitliche, wissenschaftliche Atheismus
eine große Gefahr. Denn das kleinbürgerliche Denken bedroht
die Seele ebenso wie die christliche Angst. Mit der Befreiung von dem moralisierenden Gott brach eine viel schlimmere
Gefangenschaft über uns herein - nämlich die Knechtschaft unter
dem Götzen Mammon, dem Dämon des materiellen Reichtums! Denn
dessen Hohepriester machen sich zum Lenker unserer Geschicke – ein Lebensbild
diktiert von den Oberen; keine freie Wahl des Handelns bleibt doch in
diesem System, wo selbst die scheinbar Mächtigen der Politik nur
Marionetten sind von Großkonzernen und diese dienen wiederum nur
ihrem Götzen, dem Geld. [V] Zusammenfassend nur dieses: Beschrieben ist bei zitiertem Text Lovecrafts der Weg des Magiers, des Künstlers im allgemeinen oder vielleicht jedes Menschen. In der Entwicklung vom Kind zum Erwachsenen verlieren wir soviel an Wahrnehmung und an Fülle in der Welt, dass in einigen ein Gefühl von Leere und Sinnlosigkeit erwacht. Die Suche nach Tiefe, also der Versuch, das verlorene Paradies kindlicher Unschuld und Sehkraft wiederzuerlangen, gestaltet sich umso schwieriger, je systematischer verschüttet dessen Wurzeln sind. Das Schlüsselwort ist die Imagination : Ein Mensch, Künstler, Magier braucht diese über die Sinne hinaustragende Fähigkeit, um sich eine erfüllte Welt des Geistes zu erschaffen, die seit Anbeginn der Zeit da ist, sich in unseren Träumen manifestiert und all jenen verloren geht, die sich von der Maschinerie austrocknen lassen. Mehr noch als die Phantasie ist Imagination die Formung von Bildern & Welten im Inneren, die Um-Formung von Materie in die inneren Gesichte, die allen intuitiven Ausdrucksformen eigen sind. Daher sei dieses Kompendium allen Praktizierenden der imaginativen Künste,
den Schreibern und Lesern der Phantastik, den Suchenden und Faszinierten
von Occulta und Magie ans Herz gelegt; und wir hoffen, die Erneuerung
der Künste ein wenig voranzubringen – für die Durchbrechung
der Gefangenschaft und Freiheit des Geistes von aller Täuschung!
|