Sigmund Freud -
aus: "Zeitgemäßes über Krieg und Tod", 1917

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"Resümieren wir nun: unser Unbewußtes ist gegen die Vorstellung des eigenen Todes ebenso unzugänglich, gegen den fremden ebenso mordlustig, gegen die geliebt Person ebenso ambivalent wie der Mensch der Urzeit.

Wie weit haben wir uns aber inder konventionell-kulturellen Einstellung gegen den Tod von diesem Urzustand entfernt!
...Wäre es nicht besser, dem Tode den Platz in der Wirklichkeit und in unseren Gedanken einzuräumen, der ihm gebührt , und unsere unbewußteEinstellung zuunm Tode, die wir bisher so sorgfältig unterdrückt haben, ein wenig mehr hervorzuheben?
Es scheint [...] eine Regression, aber es hat den Vorteil, der Wahrhaftigkeit mehr Rechnung zu tragen und das Leben wieder erträglicher zu machen. Das Leben zu ertragen bleibt ja doch die erste Pflicht aller Lebenden. Die Illusion wird wertlos, wenn sie uns darin stört.

[So wäre es] zeitgemäß, den alten Spruch 'si vis pacem, para bellum' abzuändern: 'Si vis vitam, para mortem.' - Wenn du das Leben aushalten willst, richte dich auf den Tod ein."

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