~Osterritual: Blut der Erneuerung~

literarisches Ritual; konzipiert für zwei Zeremonienmeister

fr.ZZ, fr.Arator


O: Vorrede


Dieses Ritual ist ein Versuch, gemeinsam eine Reise zu unternehmen, aus der wir alle gestärkt hervorgehen werden, wenn wir mit Konzentration & Hingabe die einzelnen Stationen durchlaufen. Die 10 Stationen dieser Reise sind Haltepunkte zur Kontemplation, Reinigung und Stärkung. Wer den Worten und Klängen vertraut, wird auch ihre Wirkung spüren!

Bevor wir beginnen wollen wir noch folgendes loswerden: Weder gehören die beiden Zeremonienmeister einer sie moralisch verpflichtenden Vereinigung an, noch ist das Ritual von einer wie auch immer gearteten religiösen oder weltanschaulichen Vereinigung vorgegeben oder diktiert. Die Autoren sind völlig frei in der Wahl ihrer Assoziationen und orientieren sich in erster Linie an unterbewußten Bildern und spontaner Inspiration – ein Weg, der allen menschlichen Wesen offensteht!

Wir versichern, dass das folgende Ritual rein literarisch angelegt ist, d.h. nur assoziativ funktioniert. Es werden keinerlei Methoden wie Hypnose oder Hervorrufung von Halluzinationen verwendet. Die Reise, die wir unternehmen, steht ganz dem Willen des Zuhörers unterworfen. Wir garantieren weder für einen eventuellen positiven Effekt des Rituals, noch übernehmen wir die Verantwortung für Nebenwirkungen wie Epilepsie, Paranoia, Schwindelgefühle, Unwohlsein und ähnliche Symptome, die in der Person des Zuhörers begründet liegen. Menschen mit schwacher Konstitution oder schweren Gesundheitsstörungen nehmen an diesem Vortrag auf eigene Gefahr teil.


I: Salutatio

[Die Feier der Jugend beginnt - die Stimmung im Saal sollte festlich sein - doch nicht ausgelassen - es ist eine Reise zur Quelle der Jugend - die wir antreten wollen - wer dies verlacht, wird die Schrecken des Abgrunds fühlen - wer aber den aufgezeigten Pfaden vertraut - wird sicher den Weg zurück ins Leben finden - & das Glück des neubeginns empfinden]



[ZM stehen seitlich zum Altar, das Publikum ansprechend]

{Ausklang Musik

Lasset uns feiern

die Konzeption des ewigen Lebens –

& gemeinsam sprechen

die Worte der Erneuerung.

Sprecht uns nach:

"Dies ist das Fest der Jugend

die uns geschenkt wird

nicht nur alljährlich

zum Fest der neuen Blüte –

sondern all-täglich

im ewigen Fluß & Kreislauf unseres Bluts."


II: Purificatio / Reinigung

[nur der gereinigte & vorbereitete Geist darf die Pforte ins innere Reich passieren - wer sich nciht bereit fühlt, verlässt lieber den raum oder tritt zumindest aus dem magischen Kreis zurück - an seiner eigenen Ungeduld könnte er sich leicht verbrennen!]

{Musik beginnt, Nebel

[die ZM waschen sich Gesicht & Hände mit klarem Wasser;
anschließend malen sie sich gegenseitig die Symbole „O S“ auf die Stirnen, um sich den göttlichen Atem zu weihen]

{Musik klingt aus

"An OStara –

er - finden wir uns neu."

"An OStara –

trinken wir den neuen Morgen aufgelöst in heiligem Blut."

"An OStara –

besiegen leugnend wir den Untergang."

"An OStara –

siegeln wir unser Schicksal

um zu leuchten

oder zu fallen;

gestalten uns,

wie wir es wünschen,

ganz so!"


III: Invocatio / Anrufung

[das Tor wird geöffnet - eine mächtige Wesenheit wird angerufen und um seine Anwesenheit gebeten - dabei hilft die Imagination eines Lichtbündels, das von oben vom Himmel durch die Decke dringt - und sich in einzelne Strahlen aufteilt, um die Stirnen aller ehrlichen Celebranten zu berühren - auch hier gilt Vorsicht - wer nicht reinen Herzens und ohne Respekt ist, kann leicht den Schmerz dieses heiligen Feuers empfinden - als Warnung hier nicht weiter zu gehen...]


O großer Generator des Chaos

der uns mit neuem Mut & Lust & Zeit erfüllt

bis an die Stunde unseres Todes -


wir rufen dich

damit du uns anfüllst

& ausfüllst

& von innen veränderst!

{Fahl-helles Licht


Die Schwachen unter uns

sind längst abgestorben

im inneren Mark


& sehen nicht mehr

wie die Sonne sich hebt

ihr anderen fühlt es:


wie lau eine Glut sich noch regt,

die dereinst

ein neues Feuer gebiert!

Lichtlose Korridore klirren

Erstarrt in Eiseskälte

Schwarz schluckt alles Licht

jeder Funke blendet mein müdes Auge.


Schatten liegt

ab - solut

über - all


Da bricht ein Strahl

hin - durch den dicken Vorhang

deiner Einsamkeit...


... findet Raum

{Licht herunterdrehen - schattenhaft

& alles wird

g r a u...

{Musik beginnt leise

[Die ZM entzünden die Kerzen am Kreuz]

IV: Aditus / Eintritt

[Es gilt nun mit sich selbst ins Reine zu kommen - spüre in dich hinein - ganz tief - und ganz ruhig - was fühlst du? was brauchst du? die kräfte, die wir anrufen wollen, werden dem durstigen Wasser geben, den hungfrigen füttern - bedenke aber, dass du nicht immer bekommst, was du gewünscht hast - sondern genau das, was du verdienst.]


Es regt sich in dir nun

ein ungeheurer Durst;

spürst du - wie dein Blut im Winter

alt & trübe wurde?

Fühle in dich hinein,

da drinnen walten Kräfte, die du nicht ahnst -

stetig sich wandelnde Kraft

durchströmt deinen Leib.

Doch die Zeit ruht nicht -

alles altert unter ihrer grausamen Hand;

spürst du - wie dein Körper dich im Stich läßt

& alles um dich dunkel wird?

Du bist hungrig

nach der Erlösung

nach dem Heiligen Atem der Götter -

aber sprich nur ein Wort & meine Seele wird gesund!

Wenn du bereit bist,

das Geschenk anzunehmen,

das für dich bereit steht,

dann geh weiter;

aber wisse, dass es heilendes wasser sein kann,

oder auch zerstörendes Feuer -

nur die Götter wissen

was du verdienst...


Geh weiter mit festem Schritt

& offenem Blick -

finde den Eingang

in die Hallen des Chaos,

der zugleich ein Ausgang ist

aus der Zeiten Labyrinth

wenn aller Irrweg ein Ende findet

& du wieder jung geboren bist.



V: Cognitio / Erkenntnis

[Selbst-erkenntnis ist oft schmerzhaft - aber unerläßlich für eine solche Reise - du musst nun tiefer hineingehen in dich und die Quellen deiner inneren Energie finden - spüre dein herz und dein blut und deinen Atem - darin kreisen die Kräfte des Lebens - wenn du gelernt hast zu sehen & zu hören, wie es die Gelehrten tun, wirst du die schwache Stelle in deines leibes Netzwerk finden - fokussiere die Kraft dann darauf!]


{Musik

Reisender – visualisiere, mach sichtbar

schließe die Augen

lass den Atem ruhiger werden

mach sichtbar die Spirale

den kosmischen Strudel

der sich über all – alles erstreckt

es ist der Pfad deiner Seele


Geh weiter diesen Weg

entlang der Spirale

um einen weiteren Jahresring

der dich zugleich nach außen & näher

zum heiligen Zentrum hin führt.

{tiefrotes Licht,pulsierend

Versuche wieder zu sehen:

Der stille Raum

öffnet sich

heut nacht

& flutet die Hirnschale

in einem purpurnen Rausch,

der sich dir umwandelt in eine Symphonie der Lust!


Versuche zu sehen die roten Nebel deines Blutes,

wie sie jubelnd durch die Bahnen deines Herzens schießen,

in jeder Sekunde sterbend,

in jeder Sekunde erneut!


leben heißt – loslassen können

in jeder Sekunde

ein Bruchteil Tod akzeptieren.


Jede Zelle in dir

stirbt einmal ab

& doch, du lebst fort –

im Tanz der Atome stetig erneuert.

"Mensch, ein Kraftstrom

bist du!"

{Musik

VI: Somnium / Traumsequenz


[ Schwertertanz - der Tanz der Schwerter ist ein Motiv vieler Erneuerungsrituale - er zielt darauf, sich den inneren Kampf mit dem größten Feind bewusst zu machen, dem du in deinem Dasein gegenüber trittst - und die Notwendigkeit, ihn und seinen unendlichen Einfluss auf dich abzutöten - dieser Feind bist du selbst!]



(1)

Höre den Auftrag, oder heiligen Ratschluß,

denn dein Seelenheil liegt darin:

Es verheert unser Land eine pechschwarze Unke,

die ihr Gift den Lebenden & den Toten einspritzt

& alles Sein bedroht.

(2)

Doch willst diese du töten,

finde erst die Klinge von Licht

scharf & hart & doch immateriell genug

den grauen Drachen zu besiegen –

kristallener Spieß,

vertäut an deinen Lenden.

(3)

Bereite dich vor –

bist du im Innern rein?

Wasche dein Haupt

& balsamiere dich in feinstem Öl,

& lege ein Bekenntnis ab, wie einer,

der die letzte Straße hinabzieht.


(4)

Zieh hinaus, zu sichten den Feind,

den sterneverschlingenden Wurm musst du suchen

wohnend auf den Felsklippen der Nacht –

Stunden und Jahre vergehen,

doch nirgends findest du

seine Spur.

(5)

Aufgebend fällst du auf die Knie

& richtest dein Kreuzritter-Schwert

gegen die eigene Brust;

& wie du zustichst , fährt es hervor –

Im dunklen Schatten hinter deinem Herzen hatte

die Kröte gewohnt!

(6)

Der Drache ist besiegt –

an der einzigen Stelle, die ihn

verwunden konnte

& seinen Unterschlupf barg:

das blutige Netz in deiner Brust ist zerrissen

& tiefrot spritzt eine Fahne des Triumphes aus dir.

[Atempause - Die ZM scharren unruhig mit den Hufen...]

(7)

Das Land ist heil! Doch dein Leib

ist ein großes Weh.

Weil jeder Wandel ein Opfer verlangt

mußtest du sterben,

dein Blut ward hingegeben

damit wir alle leben können

für ein weiteres Jahr

in der süßen Illusion.

VII: Vacuum / Leere

[Du erkennst, dass jedes handeln Konsequenzen hat - und allzuoft entscheiden wir uns, ohne genügend darüber nachgedacht zu haben - gleichwohl trifft uns die Verantwortung für unser Tun - mit dem Eintritt in die Leere legen wir scham und Selbstsucht ab und werden ganhz rein - nun ist der Moment vor die Geister zu treten - und begangene Fehler zuzugeben - nur so kann Läuterung eintreten]



{ruhige Musik {Nebel

Du bist von den Toten umstellt

sieh die Schatten um dich,

sie tanzen, sie tanzen...


werd still – hör die Geister atmen

hör sie flattern um dich,

sie lachen, sie lachen...

es kommt die Zeit, in der das Leben seinen Blutzoll fordert

Du bist nun allein, von aller Mitmenschen Hilfe verlassen,

reinige dein Blut nun & läutere deinen Geist.


Sprich uns nach –


   Wir haben falsch gehandelt!"

Wir alle haben uns versündigt

am Leben selbst, das ein Geschenk der Götter ist,

indem ich mich vergiftete & Teile meiner unendlichen Kapazität

in der Trauer meiner Seele vergrub.


Ja – ich habe den Tod gesucht

um das Leben zu finden

& bin nur alt geworden

& erhöhte die Trauer um mich...


VIII: Vigor Novus/ Anfüllung mit neuer Kraft


[Der Spiegelsaal - dies ist der Ort, an dem wir uns nach der Reinigung begeben - es fällt uns zunächst schwer uns selvbst zu erkennen - weil das altenBild das wir von uns kannten abgefallen ist - doch neue Wege & Wagnisse stehen  uns nun offen - der Spiegel ist die Tür zu neuer Möglichkeit - begreife dies & und tritt dann hin - um dich selbst zu erkennen - und neu zu erschaffen]



{Musik, leise, ätherisch

.1.

Entblöße Dich nun, Sünder

vor dem Spiegel,

um frei zu werden von Schuld

Erkenne: Dich –

eine Gestalt in Lumpen,

die lang es nicht wagte, sich anzusehn.

Blick in die Augen Dir hinab

so tief, dass Du selbst nur

zu sehen vermagst –

Schau & richte dich selbst

um wieder Mensch zu werden

jung & voll Hoffnung, wie nach der Geburt!

.2.

Leben kann nur,

wer in jeder Sekunde

die Schwere des Todes besiegt!

So werde leicht

& finde

deine verbrannten Flügel wieder.

Schaffe dich selbst neu

im Wissen, dass alles fließt,

und nichts verbleibt!

.3.

Wände aus Glas –

du siehst hindurch und siehst ein Kleinkind schlafen;

rein & voller Unschuld,

dein wahres Gesicht.

Es schlief, so lange versteckt

ein lang vergessenes Wesen

tief in deiner Brust –

das innere Kind zu neuem Leben erweckt!

.4.

Im Spiegelsaal sind alle gleich

nackt & sterbend

von allen Lasten frei.

Doch nur wer den Weg findet

an den neuen Tag

kann ins Leben zurück.

{Musik beginnt zunächst laut, wird dann leiser, läuft aber im Hintergrund weiter

IX: Ceremonia / Eucharistie

[Die weihevolle Feier ist das äußere zeichen, dass der ritus vollzogen ist - die reise ist beendet - nun gilt es ihre früchte zu teilen - fühle die Gemeinschaft - fühle die Welt um dich und fühle, dass du unteilbar ein teil davon bist - feiere dass du am Leben bist!]

{Licht hell, feierlich

"Singe die Lieder

der Sterblichen!"

"Finde ans Ziel,

aller Dinge Neu - beginn!"

"Besuche die Kammern

aus Schmerz!"

"Geh durch die Nacht

bis das Licht einer neuen Zeit dein Sinnen erhellt"


"Feiert mit uns,

um die Pforte zu finden..."

[Zimbeln klimpern]
[Die ZM heben das Tuch ab, welches die Utensilien bedeckt hat & zeigen nacheinander :
 Wasser – Ei – Wein - Brot]

Dies ist das Wasser aus der Fruchtblase der Nacht –

 trinkt die heilende Kühle!“

Dies ist das Ei des Universums

-- findet euch selbst darin!“

Dies ist der Blutkelch –

seht ihr das ewige Licht?“

[Zimbeln klimpern]

Dies ist das Brot des Bundes

esst alle davon!“

[pause – die ZM bereiten die Eucharistie vor. ]
{Musik hebt wieder an

[Die ZM trinken aus dem Wasserkelch]

Seht: Die Stille des Mondlichts darin!“

[Die ZM schlürfen das Ei aus]

Seht. Das Wissen der Neugeburt !“

[Die ZM trinken aus dem Weinkelch]

Seht: dies ist der Fluß, der dich am Leben erhält!“

[Die ZM halten die Oblate hoch und tauchen sie dann schweigend in den restlichen Wein]

Dies ist das Brot der göttlichen Einheit –

Zeichen, dass alles Eins ist

& doch im Universum verstreut –

[Die ZM zerbrechen die restlichen Oblaten]

Seht das Geschenk der Reinheit –

nehmet und esset alle davon,

auf dass der Geist des Chaos euch erleuchte!“

[Die ZM verteilen die Oblate unter dem näher sitzenden Publikum.- Damit endet die Eucharistie.
Die ZM kehren auf ihre Plätze zurück und meditieren bis die laufende Musik verklingt]

{ausklingendes beruhigendes Musikstück



X: Exitus - Abschied & Festigung


[zu jeder Reise gehört der Abschied - es ist ein innerer Abschluss mit dem Erlebten - eine nötige Abtrennung, um die Rückkehr in die Alltagswelt zu vollziehen - und den empfangenen Gaben Festigkeit, im Sinne einer innerern Verankerung zu verleihen - gehet hin in Frieden!]


Hiermit entlassen wir euch in euer Dasein zurück...

laßt uns noch eine Danksagung zur Festigung sprechen:

An Ostara –

fanden wir den Weg

hindurch & hinaus


An Ostara –

tranken wir das Blut

der Ewigkeit


An Ostara –

fanden wir das Leben wieder in uns;

fühle nun, wie alle Wärme zurückfließt

in deinen ausgekühlten Leib.“



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Gebet:

Gehet dorthin. Das tränenlose Tal

Wo Stille in den Ohren schmerzt

& die Leere ein Rauschen hinterläßt


--

Findet den Durchgang

eine Passage durch Zeit & durch Raum

laßt Schmerzen & Trauma zurück

& reist –

zu den Sternen hinauf!

Abschlussformel / Befreiendes Lachen.

Amen – Nema.“

{Licht verlöscht.