Konzepte & Gedanken im Fluß – Schriften zum o.i:
Liber 1.1
„ Manifest des o.i, Grundlegungen und Inaugurationsschrift
Ansinnen- Schritte im Dunkeln
Struktur - Mystische Bruder- und Schwesternschaft
Idee - der Gesang des Orpheus
Techniken – Die Arbeit des o.i
Vertiefende Gedanken zur orphschen Kunst
Anhang 1: Maximen
Anhang 2: Feierlicher Eid des Illuminierten Orpheus (Inaugurationseid)
Ansinnen - Schritte im Dunkeln
1.1 Ein Kunst-Orden
Wir können uns in doppelter Hinsicht als Kunst-Orden bezeichnen. Zum einen ist der o.i keine langsam gewachsene Gruppe, sondern ein von drei okkulten Künstlern bewusst ins Leben gerufener künstlerischer Zusammenschluss, um gemeinsame Ziele zu verfolgen; zum anderen ist der o.i eine Vereinigung, die sich mit Kunst in verschiedenen Bedeutungsebenen auseinandersetzt:
- Kunst als Ausdruck des Inneren
- Kunst als Kommunikationsmittel
- Kunst als Form der Innenschau & Kontemplation
- künstlerischer Ausdruck als Form der Ritualarbeit (praktiziert in Lesung, Vortrag, Ausstellung)
- & die 'königliche Kunst' im Sinne des Großen Werks – welches die ständige Transformation und Selbst-Verwandlung des Künstlers beinhaltet
Um letzteres zu bewerkstelligen nehmen wir verstärkt auch okkulte Gedanken in unser Verständnis vom Kunst-Schaffen auf, und beschäftigen uns mit Mythologie, Mystik und Religionsgeschichte. Wichtig ist uns, verschiedene Formen und Begrifflichkeiten in einem erweiterten Kunstbegriff zu integrieren, in einem Arbeiten mit den 'Tieferen Künsten'.
1.2 Okkultismus – Arbeit im Schatten
Der o.i sieht sich in erster Linie als Künstlervereinigung, der um die Position des schreibenden Künstlers in der Gegenwart kämpft. Er setzt sich daneben zum Ziel, eine ganzheitliche Kunst zu betreiben, die in einer Verschmelzung des Unsichtbaren mit dem Alltäglich-Natürlichen besteht (vgl. unten 5.) und diese auch ein Stück weit in der gesellschaftlichen Wirklichkeit zu verankern. Denn wir sind überzeugt, dass sich viele Probleme, die uns heute und in naher Zukunft betreffen, nur über die schattenhaften Botschaften zu lösen sind. Nur wer auf sein Unterbewusstes hört, kann sich selbst ver-mitteln, d.h. ins rechte Gleichgewicht setzen. Und nur wer auf die verborgenen Stimmen und Zeichen seiner Umwelt hört, kann letztlich moralisch richtig handeln.
Der okkulte Künstler versucht indes nicht, in blindem Aktionismus die Welt zu verändern. Er versucht zunächst, sich selbst zu transformieren; sein wahres Menschsein zu kristallisieren, um dadurch mittelbar seine Umwelt zu verändern. Die Arbeit mit der Kunst soll im mystischen Sinn verstanden werden, die gesamte Lebensgestaltung umfassend; nicht nur als Mittel zur flucht oder Ablenkung oder Freizeitgestaltung, und ebensowenig als bloßer Broterwerb. Es geht in letzter Konsequenz darum, sein Leben künstlerisch und selbstbestimmt, so frei und aktiv wie individuell möglich zu gestalten.
1.3 Die Kunst ins Leben tragen: Lebenskünstler
Wir wollen den Alltag verändern, die Kunst hinaus ins Leben tragen.
Dabei sehen wir uns aber weder als Anarchisten, die alle Ordnung ablehnen, noch als Revisionisten, die sich eine Rückkehr in die Vergangenheit auf ihre Banner schreiben. Denn wir anerkennen weitestgehend die Formen und Ausprägungen unserer heutigen Gesellschaft – nicht unkritisch freilich – als Zeichen unserer Lebens-Zeit. Das heißt, wir versuchen, anstatt zu zerstören, mit der kulturellen Umwelt der Gegenwart einzufinden. Dazu gilt es, die moderne Medien- und Kommunikationswelt vollends zu durchdringen, sie zu benutzen und zu unterwandern. Desgleichen bejahen wir demokratisches Denken, das die grundsätzliche Handlungs- und Gedankenfreiheit jedes Einzelnen beinhaltet, und damit auch die Möglichkeit jedes Einzelnen, sein Leben in einem bestimmten soziokulturellen Rahmen auf seine persönlich-individuelle Weise zu gestalten. Parallel dazu fordern wir das recht und die Verantwortung jedes Einzelnen ein, diese Freiheiten zu nutzen: Meinungs-, Rede-, Kunst- und Pressefreiheit wollen ausgeschöpft werden! Nutze die Bereiche jenseits staatlicher Einflussnahme und werde zum Lebens-Künstler, der seine Ansichten und Weltanschauungen auch in seinem Alltag wahrnimmt!
Es gibt indes keinen goldenen Lösungsweg für die Frage, wie der Orphische Weg konkret für das alltägliche Leben gewonnen werden kann. Diese Frage muss die Mitglieder des Ordens durchgeistern, bis sie eine entsprechende Lösung für sich selbst zu finden vermögen. Einen Ansatz mag man im Spiel sehen. In ihm werden die Regeln stets neu festgelegt. Uns fällt bald auf, dass wir in jeder Situation eine gewisse Rolle einnehmen, die nicht immer göttlich oder transzendent ist. Dieses Rollenspiel verweist aber auf eine dahinter liegende mystische Tradition, der wir uns bedienen, wenn wir unser Verhalten bemessen wollen. Es beginnt mit der Lust, etwas anders anzugehen als bisher, die Welt neu zu entdecken, oder ganz nach Astrid Lindgren der Maxime folgen: „Wir schaffen uns die Welt / heißa, wie es uns gefällt!“
2. Struktur: Mystische Bruderschaft
2.1 Warum die Form eines Ordens?
Der Hauptgrund, sich heute „Orden“ zu nennen, ist natürlich, an eine gewisse hermetische Tradition anzuknüpfen. So wollen wir Strukturen, wie etwa den Rosenkreuzern, Illuminaten oder dem Order of the Golden Dawn unsere Ehre erweisen. Wir haben aber nicht nur im Namen die Struktur eines Ordens gewählt. Zum ersten einmal geht es um eine dauerhafte Grundlage für ernsthafte Zusammenarbeit. Zwar haben wir keine feste hierarchische Struktur, aber eine gewisse Hierarchie entwickelt sich naturgemäß von selbst: nach Art und Menge der Arbeit, die für die Gruppe geleistet wird und die persönlich-tatsächliche und innere Verbindung die zu dem Zirkel besteht. So wird sich eine solche Vereinigung immer in verschiedene Kreise des Verdienstes und des Vertrauens teilen. Es soll gelingen, durch enge persönliche Beziehung Vertrauen zu entwickeln, bis hin zum blinden Verständnis. Keinesfalls soll jemals Groll über das eigenverantwortliche Handeln der anderen Ordensmitglieder gehegt werden.
Zur Zeit dieser Niederlegung sind die Tore des o.i für interessierte Novizen geschlossen, dennoch behält der Gründungszirkel sich eine spätere Erweiterung vor. Die entscheidende Voraussetzung für Aufnahme, Mitgliedschaft und Weiterkommen im Orden ist mit einem Wort zu umschreiben: Respekt. Das heißt zunächst eine tiefe innere Beziehung zur Sache – zweitens die Verbindung zu den Mitbrüdern, die sich in Toleranz und Achtung vor den Ansichten des Anderen ausdrückt und in der völligen Ausgeschlossenheit, anderen Ordensbrüdern Böses zu tun oder nur zu wollen. Und drittens die Bereitschaft über das Erfahrene zu Schweigen und die innere Substanz des Ordens zu bewahren.
2.2 mysteria
Das Innerste Heiligtum des Zirkels ist die tiefe Gewissheit des Suchenden, auf dem Rechten Weg zu sein; es ist die Wahrheit, um die sich die Arbeit und die Daseinsberechtigung des o.i rankt. Dieses Mysterium muss geschützt und verborgen werden für unreine Augen. Zugleich ist es die Aufgabe der Ordensbrüder die Geheimnisse des Tempels zu entschleiern, von dem auch die ältesten Mitglieder nur Teile kennen - denn das Innerste ist umgeben von einem unbetretbaren Raum, der ständig seine Form verändert - erst wer diesen wandelbaren Raum durchschreiten kann und vor den Großen Altar hinzutreten vermag, der ist bereit, dessen Innerstes zu sehen. Die endgültige Schau des Geheimnisses ist also eine individuelle Sache – es ist ein langer persönlicher Weg dahin nötig – und wer das Ziel erkennt, schweigt darüber.
Das Paradox der Mystik ist es jedoch, dass sie doch nach außen dringt und kommuniziert werden will. An den rechten Empfänger wird es sich weitergeben in den rechten Worten: Das Mysterium selbst kann nicht direkt ausgesprochen werden. Nur in symbolischer Weise kann über diese innerste Wahrheit, diesen Tempelschatz, gesprochen werden. Diese symbolische Tradition ist die Aufgabe der okkulten Kunst.
3. Idee –Wurzeln des o.i
Wir wandern auf Pfaden zwischen zwei Hauptsäulen, der Nordischen Tradition und der klassischen Antike. Sinnbildlich dafür stehen uns zwei mythische Sänger und die Ideen, die sie verkörpern:
3.1. Orpheus
Orpheus war der Sohn von Calliope („schöne Stimme“), der Muse der Dichtkunst. Er gilt als größter Dichter und Sänger der griechischen Mythologie, dessen Stimme Tiere zähmen und sogar die Bäume zum Tanzen bringen konnte. Sein Gesang trotzte sogar den Sirenen und ermöglichte ihm den Zugang zur Unterwelt, die er auf der Suche nach seiner frisch verstorbenen Frau, Eurydike, betrat. Die Schönheit seiner Dichtung war so groß, dass sei den Totengott, Hades, zu einem Zugeständnis bewegte: Eurydike konnte zu den lebenden zurückkehren, wenn Orpheus sich auf dem gesamten Weg ans Tageslicht nicht umdrehe. Natürlich scheiterte der tragische Held darin und verlor die Geliebte zum zweiten Mal. Daraufhin verfiel er in große Trauer und wurde zum Einsiedler, der einsam unter einem Baum seine Lieder sang. Er erregte eines Tages den Zorn einer Gruppe von Maenaden, die ihn wutentbrannt in Stücke rissen. Die Legende will es, dass sein Kopf, immer noch singend, die Insel Lesbos erreichte, wo er bis heute ruht.i(1)
Orpheus trägt damit alle Zeichen eines Archetypen. Seine Fähigkeiten zeichnen ihn als schamanischen Magier aus, der Zauberworte wirken konnte, die die Natur beeinflussten. Wie Osiris, Dionysos und der irisch/ walisische Branii(2) findet er sein Ende indem er zerstückelt wird. Orpheus ist mit beinahe göttlichen Fähigkeiten ausgestattet. Er wanderte durch die Unterwelt und kehrte zurück – ein Hinweis auf seine magisch-göttlichen Wurzeln, ja das Praktizieren von Nekromantik.
Die „Orphik“ ist eine religiöse Bewegung, die auf den Orpheus-.Kult zurückgeht. Sie sieht das Leben als reinigende Vorbereitung für den Tod. Der geheiligte, reine Geist erhält Totenpässe ins Grab, um sicher durch die Schattenwelt zu reisen. Die historische Orphik kann man definieren als gnostisch-philosophische Lehre von der Seele des Menschen und ihrer Erhöhung. Eines der Mittel dieser Bewegung, die im Einzelnen nur in Bruchstücken erhalten ist, war die von Wanderpredigern angebotene Einweihung in die orphischen Mysterien, die mit Reinigungsriten einherging. Die Orphik war indes kein System hoher Philosophie oder Religion, sondern ein Erlösungsweg, der auch von der einfachen Bevölkerung in quasireligiöser Weise verfolgt wurde.iii(3)
Orpheus selbst soll – so die Legende - diesen Kult bereits begründet haben; jedenfalls aber war sein Name neben der Bewegung der Orphik mit wichtigen griechischen Mysterienkulten verbinden, wie etwa den Eleusinischen Mysterieniv(4), in denen alte schamanische Ritenv(5) wieder auflebten. Auch Pythagoras baute auf der Grundlage der Orpheus-Mysterien seine eigene geheime Bruderschaft auf, die nach der Ganzheit der Welt und der Göttlichkeit darin suchten, indem sie die perfekte Geometrie der Formen, Zahlen und Töne erforschten.vi(6) Bis heute ist die Gestalt des Orpheus ein starker Archetypus, der, auch über die Weltbildern des Neuplatonismus und der Gnosis vii(7) hinaus, immer wieder herbeizitiert wird.
Den genannten Lehren fühlen wir uns verpflichtet – Pythagoreismus, Neuplatonismus und Gnosis, mithin das Bild des göttlichen Künstlers als Schöpfer seiner selbst ist das Zentralbild, das uns an Orpheus fasziniert. Die Möglichkeit der menschlichen Erleuchtung soll im Bild der „illuminierten Orpheus“ verdeutlicht werden.
3.2 Die mythischen Barden
Der Gedanke des Bardentums geht weiter zurück, als die bloßen Hofsängers des frühen Mittelalters. In der Zeit vor der römischen Kolonisation trugen die Barden den Status von Priestern, waren sie doch eine auf Sprache spezialisierte Unterform des Druiden, und ihr Wort galt als geheiligt. Jeder hörte auf die Worte des Barden und fürchtete sie. Sie waren nicht nur Sänger, sondern Seher, Rechtsgelehrte und Berater am Hofe der Könige. Die Barden waren mithin nicht nur ideell hoch angesehen, sondern auch Würdenträger; während die rein spirituell ausgerichtete Druiden – Schamanen und Heiler wohl eher zurückgezogen in den Wäldern hausten und ihren Göttern huldigten, traten die Barden auch nach außen hin auf. Wenn es zu einem Krieg kam, so zog der Barde mit, um seinem Stamm Mut und Kraft in der Schlacht zu spenden oder die Feinde zu schwächen. Wurde er beleidigt, so hielt er Spottreden, die, so sagte man, den Empfänger zu Stein werden oder ihm die Ohren abfallen ließen. Der Barde war ein Krieger-Poet, der sich zu wehren wusste, kein Weichling, der ohne Brot in seiner Bude hockt, wie heute die Künstler gerne belächelt werden. Er trat auf Wettstreiten an und sang seine Lieder vor großem Publikum – die er allesamt auswendig beherrschte!
Dem heute üblichen Begriff des Barden entsprechenden die Begriffe „Skalde“ in Nordischen Landen und „Seanachie“ im Gälischen. Ähnliche Konzepte eines Sänger-Priesters finden sich jedenfalls in vielen Europäischen Kulturen wieder – insbesondere auch in ihrer Mythologie. Die bekannteste Barden im irischen Mythos sind Taliesinviii(8), der legendäre Magier-Barde (wohl Vorbild für eine spätere Sagengestalt: den Merlin der Artus-Sage) und später auch der blinde Barde Ossianix(9) (gäl. Oisin, auch Oscar), Sohn des Fingal, der insbesondere in der Romantik eine eminente Rolle in der Wiederentdeckung des Bardentums spielte und der selbst Züge des orphischen Erlösungs-Archetypus trägt.
Trotz der Fälschung, der die legendäre „Wiederentdeckung“ des Ossian im 18. Jahrhundert unterlag x(10), war der Glaube an den keltischen Dichterkönig in der folgenden Entwicklung überaus bedeutsam, etwa im Wege der deutschen Romantik oder der englischen Gothic Bewegung des 19. Jahrhunderts. und hatte insbesondere politische Auswirkungen.xi(11) Zwar kann die romantisierende Verklärung des Ossian heute ein wenig belächelt werden, nichtsdestoweniger, war und ist er eine Figur, in dem sich die gesamte Sehnsucht nach früheren Zeiten bündelt, und steht insoweit anderen großen Werken der Mittelalter-Romantik nahe (zB Ivanhoe , Lohengrin & Tannhäuser ).xii(12) Insofern interessiert uns Ossian weniger als historische Gestalt, als vielmehr als Typus des mystischen Barden von einst, wie er heute noch gesehen wird (und meist ist Geschichte ja eher ein Abbild des Denkens der Gegenwart, denn eine realistische Einschätzung „wie es wirklich war“). Mehr noch aber ist er ein Abbild der Sehnsüchte der Menschen nach einer märchenhaften Zeit, die vielleicht nie existiert hat, soweit wir unsere rauhe Alltagswirklichkeit, in der es mit Blut und Schweiß ums Überleben geht, betrachten. Die märchenhafte Welt idealisierter Ahnen ist historisch präsent und besteht heute fort – als psychische Wirklichkeit unserer Vorstellungskraft.
Eine weitere interessante Parallele zwischen griechischem Orpheus-Kult und der irischen Insel besteht in umherziehende Scharen von jungen Männern, die von einem gewissen Finn geführt werden. Die ‚Bande‘ heißt fianna und oft dienten sie dem König als Krieger. Finn sang als Poet über die Natur und übernatürliche Dinge. Anklänge an Jason und die Argonauten sind hier vorsichtig anzumerken; Motive, die später in der Artussage verwertet wurden, sind indes unübersehbar: Bevor die orphischen Jünger ihren Platz im Ganzen finden, müssen sie sich auf die Suche (nach dem Gral?) begeben und sich auf der Wanderschaft in der Welt bewähren – und die Aufgaben des Alltags bestehen.
3.3 Folgerung
Diese mythischen Vorbilder wollen wir als Ziel unseres Weges sehen; wenngleich eine Rückkehr in eine idealisierte Vergangenheit nicht möglich ist, kann man seine Sicht der Welt und somit seine Lebensführung an den Mythen ausrichten: Der mystische Künstler als selbstverwaltetes, selbst-verantwortliches und selbst-verwirklichtes Individuum. Der Poet als Forscher in den Feldern des Unbewussten und der verborgenen Alchimie der psychischen Wirklichkeit – der zugleich aber nach außen hin aktiv wird, Netzwerke und Vereinigungen mit aufbaut und gesellschaftspolitisch, kulturschaffend wirkt.
Wir brauchen heute wieder Menschen, die ihren Mund aufmachen, die nach vorne treten und ausrufen – „Hier lebt noch ein Funke des großen Geistes, der in uns Menschen wohnt, nennt ihn Weltgeist oder Genius, nennt ihn Stimme des Daimon oder Seele oder Gott – hier ist ein Mensch, der geheiligte Worte spricht! Sowohl Orpheus als auch Ossian wurden zum mythischen König der Sänger erklärt. Sie zeigen uns symbolisch einen spirituellen Pfad an – es ist die Suche nach dem Königtum des freien Willens, die in allen spirituellen Künstlern offen zu Tage tritt. Nach einem Zustand, den jeder Mensch durch selbsterkennende Aktivierung des spirituellen Bewusstseins erreichen – wahr nehmen – öffnen kann.
Der Weg des Orpheus führt uns also zu einer bestimmten Einstellung dem Leben gegenüber. Das Leben selbst wird zur Ritualarbeit – es wird voll und ganz dem Orpheus zugesprochen; jede Regung und jeder Atemzug zelebriert seine erwartete Wiederkehr. Die göttliche Impulskraft spricht aus den Worten, den Gesten, dem Umgang mit anderen Menschen und der Welt.
Um in den Tempel einzutreten, also zu erfahren, was der Kern des orphischen Mysterium ist, muss man weit zurück in die Zeit gehen, an einen Anfang, der in keiner Schrift zu finden ist. Der Orpheotelest muss den Sagen und Mythen erneut Gehör schenken, um einen verborgenen Pfad neu zu entdecken.
4. Techniken – Die Arbeit des o.i
Der o.i fabriziert nach seiner Zielsetzung sprachalchimische Texte, die sich synkretistisch-synthetisierend aus zwei technischen Säulen speisen. Einmal Techniken der angewandten Magie, zum anderen literarischen Techniken. Das Ergebnis sehen wir als geistigen Fusionsstoff, die die Theorie zu überwinden und tatsächliche Auswirkungen in den Gehirnen der Rezipienten auszulösen imstande sein wird.
Vom o.i praktizierte magische Techniken sind:
kreative Visualisation
visuell-aktivierte Imagination
Meditation, Selbsthypnose, autogenes Training & auch schamanische Reisen
Traumdeutung und -steuerung
Rituale & Rollenspiele
Alchimie & Transformation
Durchdringen des Schleiers zur Anima (inneres Selbst)
Finden des Persönlichen Pfades (individualistische Kunst)
Öffnen der Kanäle zum Unbewussten, Lesen ewiger Bildzeichen und Symbole
das Chaos anzapfen (kreative Quellen der Inspiration)
insgesamt: weisheitsschaffendes Arbeiten in der hermetischen Tradition
Dagegen gesetzte literarische Techniken:
intellektuelle Imagination, bewusste Reisen der Phantasie
freie Verknüpfung von Erinnerung & Gegenwart, Fiktion & Wirklichkeit
Sprachakrobatik & Steuerung der äußeren Form
Unterhaltendes Schreiben: Handlung, Spannung, Verständlichkeit
Verdeutlichung unbewusster Inhalte durch bewusste Verwendung
freie Verbindung von Intuition/ Gefühl und Intellekt
freie Verbindung von zeitlosen & aktuellen Inhalten
insgesamt: offen kulturschaffendes Arbeiten mit Sprache
Angestrebte Ziele in der Fusion:
Veränderung der „Konsenswirklichkeit“
Schaffung einer Grundlage für gemeinsame Ordensarbeit
Erhöhung des allgemeinen Ansehens für magische Arbeit durch die Entwicklung einer (metaphysischen) Literatur der Tiefe
Sichtbar machen des Verborgenen in allen Menschen
gelenkte Inspiration (Stabilität & Basis)
Schaffen einer Lebens-Kunst, Problembewältigung & Freiheit von Alltagssorgen (-> „Transformatives Schreiben“)
Vertiefende Gedanken zur orphischen Kunst
5.1 Okkulte Kunst
Es soll nicht irgendein Abbild der Welt fabriziert werden, sondern Bilder des Inneren zu Tage gebracht werden, die dem Bewusstsein verborgen bleiben. Mit dem Begriff „orphische Magie“ verbindet man heute die Öffnung der verbotenen Tore zum Unterbewußten – verboten nicht von einer höheren Instanz, sondern vom Denken selbst. Nur wer bereit ist, seine Ichvorstellungen ruhen zu lassen, kann hier eintreten. Es ist der Tempel des Paradoxen Chaos – wo unsere Ursprünge, kollektive und individuelle Inhalte, Ererbtes und erfahrenes, Verborgenes und Verdrängtes ruhen. Dieser Vorgang ist nahe verwandt mit Freuds Psychoanalyse, nur dass wir nicht den Weg ins Unterbewußte aufzubrechen versuchen, sondern einen geeigneten Schlüssel dazu suchen: dieser Schlüssel könnte eine okkulte Kunst sein.
5.2 Natürliche Kunst
Es ist etwas Wahrhaftiges, Unkünstliches darin zu finden. Eine wahrhaftige, natürliche Kunst lässt uns nie mehr frei, wenn sie uns erst einmal in den Fängen hat. Es gibt keinen Weg zurück. Sie ist das große Werk, dass zum Lebens-Werk wird. Man könnte sie auch 'beseelte Kunst' nennen, mit dem Verständnis einer lebendigen, lebenden und lebensnahen Kunst. Nicht Ver-künstelung der Welt, sondern Sehen der Essenz der Dinge. Wir versuchen zurückzukehren, weg von der Künstlichkeit, zur Erschaffung einer Natürlichen Kunst.
Es bleibt dabei stets das Paradox – ist nicht jede Kunst mit Willen Geschaffenes, imitiertes, in zweiter Hand verarbeitetes? Wir glauben, dass es einen Ausweg gibt, eine Möglichkeit, beseelte Kunst zu schaffen, die nicht in natürliche Prozesse eingreift: Auch in der Alchimie muss die Natur in ihrem Entwicklungsprozeß unterstützt werden. Der Adept darf keinesfalls in den natürlichen Ablauf etwas Künstliches einfügen. Die Folgen auch nur eines kleinsten Eingriffes sind unabsehbarxiii(13). Natürliche Kunst versucht, sich in den großen Ablauf einzureihen.
Unser Ziel ist also eine ganzheitliche Betrachtung von Kunst, die aus sich heraus spricht und am Leben selbst orientiert ist. Jeder Mensch soll die Möglichkeit der direkten Kunst-Erfahrung haben. Der Gegensatz dazu ist jedes künstliche, unnatürliche Gebilde, das nicht intuitiv, sondern nur durch Experten zu deuten ist. Wir wollen die Mittelsmänner sowohl aus der Kunsterfahrung (=Kritiker) als auch aus der religiösen Daseinserfahrung (= Priester. ) streichen, um dem Einzelnen die Positionierung und Sinngebung seines individuellen Selbst zu ermöglichen.
Der Sänger als Heiliger – musische Aspekte des Orpheusmythos
Wie aber bringen wir hier wieder Orpheus ins Spiel? Der Mythos des erschaffenden Sängers oder singenden Demiurgen führt uns zu einem konstruktivistischen Weltbild, der Entstehung der Welt durch Gesang. Welchen Gesang aber wählen wir? Stimmen wir Instrumente an, die uns die Gegenwart zur Verfügung stellt oder sehen wir, dass die zeitgenössische Musik meist nur an der Oberfläche verharrt, denn sie will den Menschen unterhalten, die unerträgliche Schwere der Zeit verkürzen. Die Nachfahren des Orpheus wollen die schwere, traditionelle Lyra erneut anstimmen, doch blanker Hohn tritt ihnen entgegen.
Fürchterliche Fratze schneidet er, der blinde Bardenkönig, denn die Welt ist aufgeteilt in verschiedene Lager, die sich dem eigenen Wohl verschreiben. Fühlen sie sich bedroht, verteidigen sie wie wilde Tiere ihr Nest und beschmutzen das fremde. Die Nachfahren des Orpheus müssen aber die Kluft überwinden, indem sie die beinah zu Tode geschwiegenen Worte aus ihrer Erinnerung hervorrufen. Sie ziehen durch die Lande und kleiden die Geheimnisse, die sie geistig erhört haben, in Gesang und Gedicht. Ihnen kommt eine Verbreitung des Wortes zu, ohne bekehren zu wollen. Denn Bekehrung heißt, den Blick nach Eurydike in der Unterwelt noch einmal tun. Sie müssen vorwärts gehen und hoffen, dass keine Meuchelmörder ihnen folgen – Bescheidenheit, nicht Weltruhm sollen sie suchen, eher wie wandernde Bettelmönche sollen die wahren Dichterkönige sein, keine Kaufleute in goldenem Zwirn! Der, der seine Worte am leisesten spricht, der sie am besten vor falschen Augen verbirgt, der wird am nächsten der Wahrheit kommen!
Wie in Nietzsches 'Geburt der Tragödie' gefordert vereint unser Konzept der Orphik das Apollinische und Dionysische, das Osirische und Setianische Denken. Die Verbindung von Ordnung und Chaos, Tradition und Avantgarde machen den Künstler aus. Wir tangieren damit elementare Felder, die ganze Kulturprozesse steuern – Künstler, ergreife den Pflug, der das kulturelle Denken beackert – bewahre, schaffe, transformiere! Werde und wisse darum!
Nachwort:
Soweit eine erste Grundlegung. Weitere Schriften werden folgen, die unsere Ansichten vom Schöpfungsprozess und der Verbindung von Tradition, Mythos und Moderne weiter erleuchten werden. Wie alles kreative Arbeiten sind diese Gedanken freilich Momentaufnahmen – Gedanken im Fluss des Werdens
!IO XEPER OI!
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Anhang 1 – Maximen des o.i
„Vita est Ars!“
Leben und Kunst sollen eins werden. Endlich wieder wegkommen von der Künstlichkeit hin zur Lebens-Kunst!
„Den Persönlichen Pfad gehen!“
Der Künstler soll sich selbst erkennen und seinen Weg gehen.
Dieser zutiefst individualistische Ansatz liegt auch dem o.i zugrunde, der daraus ehrliche Toleranz anderen Wegen und Lebensansätzen gegenüber zieht. Es gibt hunderttausend Wege die Welt zu betrachten... und sie abzubilden. Keine Davon ist notwendigerweise richtig oder falsch. (Obwohl es natürlich Holz- und Hohlwege gibt).
„Das neblige Tor durchschreiten.“
Jeder hat seinen eigenen Torweg zu finden. Erst wenn Ort, Zeit und Umstände richtig sind kann er ihn durchschreiten. Dies wissend hegen wir tiefen Respekt vor all den Wahrheiten des Unbewussten und den unendlichen Möglichkeiten sie, in Worten, Tönen und Bildern, abzubilden. Zugleich unterstützen wir jeder, der ernsthaft sucht, jeden der wartet auf die rechte Zeit und sich darauf vorbereitet. Wir verachten aber jene, die den Zeitpunkt aus Feigheit oder Trägheit verpasst haben und denen das Tor ewig verschlossen bleibt. Schlimmer noch jene die nie die Suche begonnen haben. Mitleid ist zu gut für sie.
„Auf die andere Seite blicken“
Du stehst vor dem geheimen Tor. Es öffnet sich und du trittst hindurch. Nach kurzer Zeit gewöhnst du dich an die veränderten Lichtverhältnisse - - stelle fest, dass du die ganze Zeit schon auf der anderen Seite warst.
„Auf den Schatten tanzen!“
Bewege dich im Dazwischen. Lass dich nicht Festnageln. Schwebe zwischen Welten & überquere die Abgründe. Denk immer daran: du bist die Brücke und der Übergang!
„Hermes, unser Gott im Bunde!“
Thoth-Hermes-Merkurius, der große Erfindergott aus dem Land der schwarzen Erde offenbart uns die Kunst, hinter die Geheimnisse zu schauen. Er steht nicht nur für den Handel, die Schrift und damit für die Wissenschaft, er reicht tiefer: die Leier wird ihm zugeschrieben. Er verbindet sich mit unserem Schutzgott zu einem starken Doppelgestirn. Wir singen und wir schreiben, wir tanzen und wir reden. Was getrennt wurde, einen wir im feierlichen Zusammensein.
„„Die Nacht sei unser Freund!“
Den Ursprung des Gottesnamen Orpheus führt man an manchen Stellen auf das griechische Wort für Dunkelheit zurück. In der Nacht feierten der Überlieferung zufolge die Anhänger der Orphik. Im Verborgenen (in der Unterwelt) erkunden auch wir die Schattenseiten. Durch Integration erreichen wir eine – auch durch die strenge Methode der Dialektik, die „strengen Feuer der Prüfung“ bestätigte – höhere Ebene. Einem Stern gleich funkeln wir am Firmament und werden zum Weiser einer Zeitenwende. Nur, wer im Leben erstrahlt, kann zum Vor-Bild werden.
„Verfeinere deinen Geist!“
Die menschlichen Schwächen werden in der Musik und Dichtung in feine Kräfte umgewandelt. Die melancholia perennis, die den Lebenden verunsichert, wird durch die hohen Künste überwunden. Er gewinnt an Ausgeglichenheit. Zugleich wird ihm die Vermengung von Mythos, Myste und Psychopompos bewusst. Der Niederstieg in die Zerwürfnisse des Menschseins erhebt ihn über die Beschwerlichkeiten des Lebens. Hindernisse dienen fortan zur Schärfung des Willens und Wahrnehmung. Eine Veränderung der Perspektive.
„Das
Leben ist ein Märchen, tief und rein wie eine Quelle!“
Der o.i fördert Dichter, die aus dem reichen mythologischen Fundus schöpfen. Tiefe im Konzept und Aussage wird gerade durch die einfachen Mythen erreicht. Auf solche Weise bietet der orphische Dichter Stoff für breite(re) Kreise der Bevölkerung und verliert sich nicht in dürftigen Abstraktionen. Einen gesunden Mittelweg zwischen anregender Erzählung und ausgeklügelter Kulturarbeit.
„Wir tänzeln zu den Liedern aus unseren Herzen!“
Unsere Magie ist viel enger mit dem Projekt Neuer Mythologie verwurzelt als mit ritueller Magie. Wir setzen uns für eine ästhetische Magie ein, die sich im Kult des Kelches (Dionysos) niederschlägt. Die zitternden Lippen setzen wir an den kupferfarbenen Kelch, trinken den roten Rebensaft und spüren den Elan sich erneut regen in unserer Kehle. Die Kraft fließt in uns hinunter, wärmt uns und wir steigen empor wie der Wein an den Rebenstöcken.
„Wir wirbeln auf der Weltsäule, die von ganz unten nach hoch oben reicht!“
Wenn wir auch eine weite Fahrt auf uns nehmen wollen, können wir nicht nur abwärts gehen oder aufwärts streben. In der Tat müssen wir unsere Schritte bedachtsam auf dem Schlangenpfad setzen, so daß wir nicht Gefahr laufen, abzustürzen. Nach einer Stiege folgt erneut eine Senke; es wäre naiv, zu glauben, unsere Wandlung wäre eine Sonntagswanderung; das kann sie nicht sein. Unser Blut kocht die ganze Woche; an manchen Tagen steigt uns die Hitze zu Kopf, an anderen hält sie sich in den Lenden. Dämmern wir in den Tag hinein oder wachen wir in der Nacht? Unsere Verfassung, wie sie sich in unseren Texten, aber auch in unser täglichen Verfassung ausspricht, entscheidet über den genauen Ort, an dem wir uns auf der Weltsäule befinden.
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Anhang 2 -- Inaugurationseid
Feierlicher Eid des Illuminierten Orpheus
Dies ist der Gesang des IO -
sprecht & seid erhellt!
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Dies ist unser Erbe – Vergangenheit
& Zukunft vereint,
dies ist unser Blut,
das sinnlos versickert
in den Erdböden der Zeit;
Geschichte rollt donnernd hinweg
über Völker & Kulturen
ohne Halt & ohne Gnade
für die schwache Menschlichkeit.
Lasst uns das Leben wiederfinden
& das heilige Licht darin,
lasst uns gemeinsam streiten
dass es niemals mehr verrinnt.
Im Namen des blinden Bardenkönigs-
So sei es!
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Wir wollen in Orpheus Namen
wieder streiten um den Thron,
erobern, was verloren war,
durch langes Zaudern
unsres Stamms;
es ist der höchste der Könige der poetische Geist,
der die Erde erhellt
& alle Menschen speist -
o kehr' zurück & herrsche
über unsre Welt!
Auf dass keinen weitern Tag wir mehr betrogen werden
um Kraft & Macht & Zeit,
von jenen Grauen Männern
die den materiellen Dingen gebieten;
sie müssen sterben
unter deiner zarten Hand -
ergreif den Stab der Silberschellen
& schmettere ihre Eintönigkeit und Einfalt hinweg.
Im Namen des blinden Bardenkönigs-
So sei es!
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Laßt uns die alten Kräfte nutzen,
auf der Windes-Drachen Rücken reiten,
hinauf zu den Himmeln,
wo im Verborgnen noch die Götter weilen;
mein Weg führt steil zum Firmament
& tief in die schwarze Nacht hinein;
wie ein Meteor der brennt,
so soll meine Lebenslinie sein.
Ich gelobe -besser heut' als morgen-
meinen Aufstieg zu beginnen,
in die Tiefen der Vergangenheit
& in der Welt des Geists zu reisen,
ohne Halt in Raum & Zeit
bis mir eins geworden Werk & Welt
& ich an der Kuppel stehe,
& wenn mein Blick so weit
übers Sternenzelt sich streckt
schaue ich die Ewigkeit!
Im Namen des blinden Bardenkönigs-
So sei es!
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Es unterzeichnen zum Zeichen der feierlichen Inauguration die Gründungsmitglieder
frater zz - fr. Bardolyrax - fr. Arator
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iQuelle: http://www.pantheon.org/articles/o/orpheus.html längere Fassung der Sage: http://www.bulfinch.org/fables/bull24.html
iiDer Legende nach ruht dessen Kopf noch immer auf einer kleinen Insel in der irischen See bzw. auf dem 'White Mountain' in England, der heute den Tower of London stützt.). Vgl. http://www.sacred-texts.com/neu/celt/mab/mab22.htm
iii S o finden sich in den überlieferten fragmenten Orphischer Mystik „mancherlei Reste abgesunkener hoher Mythologie (Abkunft der Seele von den Sternen, Totengericht, Unsterblichkeit, Wiedergeburt)“(vgl. http://www.sphinx-suche.de/lexpara/orphik.htm siehe auch: http://www.sphinx-suche.de/lexeso/orphi.htm)
iv Eleusis war eiknes der bedeutendsten griechischenMysterienheiligtümer (vgl. o.i-GLOSSAR „mysterienkult“) am Golf von Attika. „Im 6. Jh. v. Chr. unter dionysischem und orphischem Einfluß entstanden dort die Eleusischen Mysterien. Später vom benachbarten Athen zum Staatskult erhoben. Der Eingeweihte folgte in Eleusis der Fährte der geraubten Persephone ins Totenreich. In der Einweihung ging so der Myste durch den Tod, schaute die Geheimnisse von Leben und Tod und wurde auf diese Weise mystischer Unsterblichkeit teilhaftig.“ (http://www.e-r-g.de/mysteria/index.htm)
vMan vermutet neben orientalischen (Mithras) und ägyptischen (Isiskult) Einflüssen auch eine Beeinflussung der griechischen Kulte durch reisende keltische Druiden.
viElemente, die sich auch im Kabbalismus und der Gnosis wiederfinden und einer eigenen Abhandlung bedürfen.
vii Zu den gnostischen Lehren möchte ich in diesem Rahmen nichts Vertiefendes erläutern; wir belassen es bei einem Zitat aus einem Web-Lexikon zum Begriff 'Gnosis'(griech. „Erkenntnis“): „In der gnostischen Kosmologie ist das göttliche Urwesen unerkennbar, nicht gezeugt und nicht geboren (vergleichbar dem Brahman der Inder); im Gegensatz dazu steht die Welt der Natur und Materie (vergleichbar der indischen Samkhya-Lehre); zwischen Natur und Gott gibt es Zwischenwesen oder Welten; die Erschaffung der Welt kam durch einen Demiurg oder einen gefallenen Engel zustande. ... Von manchen Gnostikern wird die Welt als evolutionäre Stufenleiter angesehen, in der die Seele des Menschen sich immer weiter vervollkommnet. Die gnostischen Ideen, vor allem verbreitet durch Satornil, Bassilides, Valentinus, Clemens von Alexandrien und Origenes sind für die abendländische Ideengeschichte besonders wichtig, weil sie alle späteren Formen außerchristlicher Mystik, wie Magie, Astrologie, Kabbala und Pansophie enthalten bzw. vorwegnehmen.“ (http://www.e-r-g.de/mysteria/x/x1292.htm)
viiiVgl. den überlieferten Text des Mabinogion – http://www.sacred-texts.com/neu/celt/mab/mab32.htm
ixDie Originaltexte des MacPherson finden sich zB unter http://www.sacred-texts.com/neu/ossian/ oder: http://solomonspalding.com/SRP/Ossian/MacPidx0.htm – Link vom 15.5.2004
x Die heute so bekannte Fassung der Legende freilich beruht auf die berühmte 'Fälschung' des Schotten James Macpherson (1736 – 1796), der sich aus Romantisch-gothischen Motiven die Legende als Kunstmärchen zimmerte Er „...schwamm ebenfalls auf der Woge des gothic revival. Er griff mit seinem Ossian jedoch noch über das Mittelalter der Burgen, Ritter und Mönche hinaus, indem er Gestalten aus grauer, keltischer Vorzeit erfand. Auch er verband mit seinen Fälschungen dichterischen Ehrgeiz.“ (vgl.http://sehn-sucht.bei.t-online.de/gothicrevival/s16ossian.htm – Link vom 15.5.2004)
xi Udo Leuschner schreibt auf seiner interessanten Webseite über Mittelalterromantik: „Macpershons Ossian war ein literarisches Jahrhundertereignis. So hat Goethe ganze Passagen in seine Leiden des jungen Werther übernommen und für den ersten Nachdruck in Deutschland eigenhändig das Titelblatt radiert. Herder ließ sich noch auf dem Totenbett aus dem Ossian vorlesen. Die Begeisterung reichte von Klopstock über Lessing und Schiller bis zu Tieck. In Frankreich pries Madame de Stael den Ossian als Homer des Nordens, für Napoleon war er sozusagen der Barde seiner Herrschaft und auch US-Präsident Jefferson kannte ihn gründlich.“ (vgl.http://sehn-sucht.bei.t-online.de/gothicrevival/s16ossian.htm – Link vom 15.5.2004)
xiiVgl. zu den literaturhistorischen Auswirkungen zB die webausgabe der „The Cambridge History of English and American Literature in 18 Volumes (1907–21)“ (http://www.bartleby.com/220/1010.html – Link vom 15.5.2004)
xiiiDies widerspricht einer faustischen Überzeugung des Dichters, verändernd auf die Welt einzuwirken, wie es von Crowley deutlich hervorgehoben wurde.